Seit vierundsechzig Minuten sitzt Peter schon an einem runden Tisch in einem Besprechungszimmer und wartet. Er ist exakt vierundsechzig Minuten schlechter gelaunt als vor vierundsechzig Minuten, und da war er auch schon ziemlich schlecht gelaunt.

Marc-Uwe Kling: Qualityland

Vorwort

Qualityland erschien in zwei Versionen. Die helle Edition kommt in einem weißen Cover und goldener Schrift, während die dunkle Edition ein schwarzes Cover sowie goldene Schrift vorweist. Der Inhalt beider Editionen ist zum Großteil identisch, lediglich die Werbung, Empfehlungen und Nachrichten, die sich zwischen den Kapiteln befinden, weichen voneinander ab.

Inhalt

Die Handlung dieses Science Fiction Romans spielt in einem bekannten Land, welches durch Regierung und Gesetzte komplett umgestaltet wurde. So bekamen nicht nur sämtliche Städte einen neuen Namen verpasst sondern zeitgleich wurden auch die Nachnamen der Einwohner angepasst. So ist es in Qualityland Sitte, das man den Beruf des gleichgeschlechtlichen Elternteils zum Zeitpunkt der Zeugung annimmt. Im Fall des Protagonisten Peter war sein Vater zu diesem Zeitpunkt arbeitslos.

In der Welt von Qualityland dreht sich alles um Algorithmen. Dabei beherrschen nur einige wenige Konzerne den Markt. The Shop ist der Führer unter den Online Versandhändlern. Sie sind sogar so gut, das ihre kleinen Lieferdrohnen Dinge an die Kunden ausliefern, noch bevor diese wissen das er diese Gegenstände benötigt. QualityPartner bringt die Beziehung der Einwohner von Qualityland auf die richtigen Bahnen. So kann es auch durchaus vorkommen das Verheirateten ein besserer Partner vorgeschlagen wird. Auch Soziale Netzwerke sind in dieser Geschichte präsent. So legt das Netzwerk Everybody zu jedem Menschen ein Profil an, selbst ohne Wissen dieser. Ein weiterer großer Bestandteil von Qualityland ist die Allgegenwärtigkeit von intelligenten Maschinen. Jedoch sind diese bereits soweit entwickelt, dass sie neben einem eigenen Bewusstsein auch hin und wieder unter Defekten zu leiden haben. In diesem Roman sind eine Drohne mit Flugangst oder ein Kampfroboter mit PTBS nur zwei Beispiele. Die Menschen in Qualityland werden anhand an ihrer Bedeutung für die Gesellschaft in Level (1-100) eingestuft. Dieses kann im Laufe ihres Lebens nach oben aber auch nach unten korrigiert werden. Sollte man in ein einstelliges Level abrutschen, gilt man in dieser Zeit als „Nutzloser“. Personen mit einem höheren Level hingegen, können sich an den ein oder anderen Vorteile erfreuen. Das steuern von Ampeln oder der Vorrang beim Arzt gehören dazu.

Charaktere

Peter Arbeitsloser: Peter ist der Protagonist des Romanes dem wir die meiste Zeit des Romans über die Schulter schauen dürfen. Er besitzt eine kleine Schrottpresse in der defekte Maschinen ihr Ende finden. Die meisten jedenfalls. Einige erhalten von Peter eine zweite Chance und fristen in seinem Keller ein eher langweiliges zweites Maschinenleben. Ihre Hauptbeschäftigung dabei ist das Fernsehen. Unter diesen mit dem ein oder anderen Defekt gebrandmarkten Maschinen befinden sich das Qualitypad Pink, der Sexroboter Romeo, der Kampfroboter Mickey sowie die Flugdrohne Carrie. Letztere leidet unter Flugangst. Während des Romans versucht Peter einen ihm zugesendeten pinken Delfinvibrator zurück zu geben was sich als schwieriger herausstellt wie anfangs gedacht.

John of Us: John ist ein Androide und der Präsidentschaftskandidat der Fortschrittspartei. Seine Äußere Erscheinung ähnelt die des Schauspielers Bill Pullman. Sein Gegenspieler bei der Wahl zum Präsidenten ist Conrad Koch. Unterstützt wird er von der Ärztin Aisha die auch seinen Wahlkampf leitet.

Kalliope 7.3: Sie steht in der Auflistung stellvertretend für alle Liebenswürdigen Androiden, Roboter und andere Maschinen. Kali ist eine E-Poetin. Aufgrund ihrer Schreibblockade sollte sie von Peter verschrottet werden. Doch sie lebt nun in seinem Keller weiter und arbeitet an ihren Werken wie „QualityLand„.

Fazit "Qualityland"

Qualityland (1.0) zeigt auf eine humorvolle Art und Weise was passiert, wenn die Maschinen um uns herum anfangen, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. So entstehen sich dem Protagonisten und zahlreichen Robotern in Form von Autos, Pads oder Flugdrohnen immer wieder witzige, aber auch anregende Konversationen. Als Autorin hat mich besonders Kalliope 7.3 zum Nachdenken bewegt. Die E-Poetin ersetzt mit ihren Artgenossen in Marc-Uwe Klings Zukunftsversion die Menschlichen Schreiberlinge und zeigt das auch in Sachen Kreativität der Algorithmus der Maschinen besser sind als unser Gehirn. Zumindest im Roman, was hoffentlich auch Fiktion bleiben wird. Mir persönlich hat der gesamte Roman super gefallen. Nicht zuletzt, weil es sich zwar um Science-Fiction handelt, hie und dort aber deutlich die Gegenwart spüren lässt. Für jeden der ein wenig für Realsatire übrig hat, definitiv einen Blick wert. Und für alle die diesen Teil bereits spannend fanden, gibt es bereits Qualityland 2.0 in den Buchläden.

Von Stefanie