Der Apartmentblock war praktisch eine kleine vertikale Stadt, deren zweitausend Einwohner in himmelwärts reichenden Kästen untergebracht waren.

JG Ballard: High-Rise

Inhalt

Unser Protagonist, Dr. Robert Laing, zieht in ein Hochhaus um Ruhe, Frieden und vor allem Anonymität zu erhalten. Dieses Hochhaus, ein über vierzig Stockwerke hohes Gebäude, bietet seinen knapp 2000 Bewohnern sämtliche Annehmlichkeiten damit sie ihr neues Zuhause im Grunde nicht mehr verlassen müssen. Dazu zählen Einrichtungen wie Schwimmbäder, eigene Schulen, einen Supermarkt sowie Hochgeschwindigkeitsaufzüge. Was sich auf dem ersten Blick wie die Vollkommenheit des modernen Lebens anhört, entpuppt sich schnell als wahrer Alptraum für die Bewohner. Der Umstand, dass man das Hochhaus nicht mehr verlassen muss, trägt zur Bildung einer sich dort entfaltenden Gemeinschaft bei. Rasch bilden sich, nachdem auch die letzten freien Wohnungen des Gebäudes vermietet sind, regelrechte Gruppen. Diese werden mit zunehmenden sozialen Spannungen immer sichtbarer. Dabei geht es zunächst um unbedeutende Dinge wie die Nutzung der Schwimmbäder. Bald darauf wird eines dieser Schwimmbecken der Ort eines vermeintlichen Mordes und die anfänglichen Reibereien eskalieren zu einer regelrechten Gewaltorgie.

Im Laufe der Geschichte finden wir die Aufteilung der Bewohner in drei Schichten wieder. Die unteren Ebenen bilden dabei die Unterschicht. Die Bewohner der Penthäuser, im oberen Teil des Hochhauses, werden zur Oberschicht. Alles dazwischen ist die Mittelschicht. Schnell geraten die Auseinandersetzungen zwischen den Schichten außer Kontrolle und bei Streitigkeiten um die Nutzung der Schwimmbecken oder Aufzüge bleibt es nicht. Dabei wird auch vor Vandalismus kein Halt gemacht. Was als Leser auffällt, dass trotz bald herrschendem Hunger, Tod und Verwüstung, zu keinem Zeitpunkt versucht wird, Hilfe von Außerhalb zu erhalten. Trotz des Umstandes, dass viele Bewohner des Hochhauses weiterhin ihrer Arbeit außerhalb nachgehen, bis man sich schließlich komplett abschottet. Die Nahrungsmittel im Gebäude werden immer knapper. Ein Teil der Bewohner, welche nicht vorher getötet worden, verhungern. Aber neben all dem Leid und Chaos scheinen die Charaktere im Hochhaus glücklich zu sein. Diese von ihnen erschaffene Anarchie gibt ihnen die Chance, endlich den gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen.

Charaktere

Dr. Robert Laing ist der Protagonist des Romans, mit dem wir zusammen die Geschichte von High-Rise erleben. Der frisch geschiedene Arzt suchte in der Anonymität des Hochhauses Ruhe und Frieden. Mit ihm erleben wir alles. Angefangen von einem intakten Hochhaus mit all seinen Geschäften und Technologien bis hin zur totalen Zerstörung desselben. Schnell wird dabei klar, das auch der Arzt eine andere Seite hat, eine neben seinem akkuraten auftreten und gebügelten Anzug.

Anthony Royal ist das Gehirn, welches sich das Konzept des Hochhauses erdacht und in die Wirklichkeit geholt hat. Auch er lebt in dem ersten fertiggestellten Hochhaus. Ganz oben. Zusammen mit seiner Frau sowie anderen tierischen Mitbewohner die wir im laufe der Geschichte auf die ein oder andere Weise kennenlernen werden. Im Verlauf des Romans wird klar, dass er sich für sein Baby etwas anderes vorgestellt hatte als Chaos & Zerstörung.

Der dritte interessante Charakter neben zahlreichen anderen ist Richard Wilder. Der Dokumentarfilmer wohnt zusammen mit seiner Frau im zweiten Stockwerk des Hochhauses. Er und Laing freunden sich im Laufe des Romans an. Nachdem Wilder die prächtige Parkanlage des Architekten bewundern konnte, plant dieser einen Mordanschlag auf Anthony Royal. Dies bringt unseren Protagonisten zwischen die Fronten und er muss sich für eine Seite entscheiden.

Fazit "High-Rise"

Auch wenn der Roman im London des Jahres 1975 spielt, könnte er vermutlich ebenfalls sehr gut in der heutigen Zeit spielen. Das Thema der 3-Klassen-Gesellschaft wird und sicher noch die nächsten Jahre begleiten. Mich fasziniert die Idee in einem Gebäude sämtliche Lebenswichtigen Dinge unterzubringen, so das man als Bewohner dieses nie verlassen müsste. High-Rise zeigt deutlich, wie dieser eigentlich super klingende Traum sich rasch zu einem Alptraum entwickeln kann. Mir fehlt in dem Roman ein wenig ein drastischerer Spannungsbogen. Zwar sind wir Zeuge davon, wie sich ein gerade neu gebautes Hochhaus in eine Todesfalle verwandelt, doch die Spannung fehlt ein wenig. Dinge passieren um des Passierens willen, bis wir schließlich auf der letzten Seite angekommen sind. Wer sich für Science-Fiction, besonders für Dystopien interessiert, empfehle ich trotz allen High-Rise eine Chance zu geben. Und wenn nicht als Buchform, dann mit der Verfilmung aus dem Jahr 2015, indem Tom Hiddleston die Rolle des Dr. Robert Laing verkörpert.

Von Stefanie